Nachdem sich hier beim Lesen vieler Ratschläge zum Thema "Münzreinigung" meine Fußnägel aufgeräufelt haben, ist hier mein "Guter Rat". Ich habe viele Jahre Münzen gesammelt...
1. Sieh der Realität ins Auge. Aus vielen Bodenfunden wird nie eine sammelwürdige Münze...
2. Überleg Dir gut, ob der ganze Reinigungsaufwand lohnt. Viele Münzen haben einen Wert von höchstens 1 Euro...
3. Bei wertvolleren Stücken: Höre NIEMALS auf die Münzvergewaltigungstips mit speziellen Münzbädern, Bürsten, Glasfaserpinseln, Sandstrahlern, Polituren, Laugen, Säuren, Salzen, WC-Reiniger, Rohrreiniger, Kukident-Tabletten, Zahnpasta, Kochrezepten und was sonst noch alles. SEUFZ*
Wer so etwas macht, bringt auch kleine Kinder um...
Was gehört in die Reinigungsapotheke?
1x Kernseife neutral
1x Ascorbinsäure (Pulver)
1x Kaiser-Natron (Pulver)
1 Flasche Paraffinöl
eventuell 1 Flasche Olivenöl
eventuell Zahnstocher aus Holz
Ein echter Münzsammler reinigt Münzen in der Regel nur mit neutraler Kernseife und den nackten Fingern unter dem Wasserhahn. Nichts weiter! Jede sonstige Verschlimmbesserung bemerken andere Sammler sofort. Sei es, weil sie die Schleif- oder Ätzspuren unter der Lupe bemerken, oder weil die Münzen später nach den Bädern doch wieder fies anlaufen. Und dann aber leider streifig und nicht mehr gleichmäßig. Oder in fies schillernden Farben...
Auf keinem Fall moderne Flüssigseifen verwenden (Ausnahme erklär ich später noch), da diese Tenside enthalten, die die gesamte Patina entfernen. Und ein blitzblanker US-Cent von 1840 sieht nicht nur Stuhl aus, man muß auch viele Jahre warten, bis er wieder eine vernünftige dicke Patina hat, die von anderen Sammlern akzeptiert wird. DAS GEHT NICHT KÜNSTLICH.
Es muß also die gute alte Kernseife von Oma sein. Am besten zuerst mit einem dunklen Euro-Cent-Stück probieren. Er darf nicht blank werden.
Nun die Ausnahmen:
Kupfer-, Messing- und Silbermünzen, die keine Patina haben sollen (moderne Münzen ab 1900, oder 1960 – je nach Auffassung):
Hier kann man entweder die normale tensidhaltige Flüssigseife nehmen, oder die Münzen ausnahmsweise in einer leichten organischen Säure einweichen. Zitronen- und Oxalsäure sind zu agressiv. Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit Ascorbinsäure (Vitamin C, gibt's im Rossmann) gemacht. 1 zu 10 in warmen Wasser. Metalle strikt trennen! Niemals verschiedene Metalle in ein Bad werfen! Ständig wenden und kontrollieren! Danach lange unter fließendem klaren Wasser spülen.
So, nun kommt der (oft falsch erklärte) Trick mit dem Kaiser-Natron.
Um herauszuzögern, das die Münzen später an saurer und schwefelhaltiger Luft wieder anlaufen, kann man:
1. Die Münze alkalisch abpuffern. Dazu die Münze großzügig mit Natron bestreuen, ein wenig Wasser dazu, und mit den nackten Fingern LEICHT reiben. Ein Teil der Oxide löst sich auch hierbei. Das Natron nicht als Schleifmittel einsetzen! Man kann die Münze ruhig in der Pampe eine Weile liegen lassen, bis die alkalische Flüssigkeit in die Münze eingezogen ist. Abspülen. Mit einem Tempo-Taschentuch abtupfen. Fertig.
2. Die Münze versiegeln. Dazu die Münze in Paraffinöl tauchen. Mit einem Tempo-Taschentuch abtupfen. Fertig.
(Es gibt da noch Kochrezepte und Unterdruck-Kammern die das ÖL bis in die letzte Pore pressen, aber das halte ich für übertrieben...)
Zink, Alu: Wenn wir hier irgendwelche Krusten zu entfernen haben, bedeutet das fast immer: LOCHFRASS. Und das bedeutet fast immer: Wir können die Münzen eigentlich gleich wegwerfen. (Übertreiben veranschaulicht!)
Antike Münzen mit dicken Krusten: Ein eigenes Thema.
Das sollte eigentlich ein Restaurator mit speziellen Werkzeugen machen.
Semi-professionelle Hausmittel:
1. Ultraschall-Bad. Fragt mal in Eurem örtlichen Piercing-Studio (die haben das zur Reinigung der Werkzeuge) oder Eurer örtlichen Motorrad-Werkstatt (die haben das zur Düsenreinigung).
2. Einweichen in Olivenöl. Die Säuren im Olivenöl lösen die Verkrustungen in ein paar Monaten. Dauert lange, ist aber sanft. Öl eventuell von Zeit zu Zeit wechseln. Anschließend mit Zahnstochern vom Dreck befreien. Nur Zahnstocher aus Holz! Niemals mit Metall "stochern"! Danach braucht Ihr viel von Omas Kernseife.
Ein Tip für die Schwaben: Vorsicht! Das Öl ist anschließend giftig...
WENIGER IST MEHR!
DIE ARMEN MÜNZEN WERDEN ES EUCH DANKEN!
.