Hallo zusammen,
ich möchte den Nachlass dreier Brüder, den ich Anfang Januar bekommen und im Ausbeute-Unterforum bereits kurz gezeigt hatte, etwas genauer zeigen, da ich ihn für eine recht spannende Kiste halte!
Eigentlich passt keiner der Brüder so richtig in meine Sammlung, da keine der Urkunden Westfront-datiert ist. Die 116. PD, der einer der Brüder angehörte, kämpfte zwar im Westen und der betreffende Bruder wurde dort wohl auch gefangen genommen (westalliierte POW-Papiere), und ein anderer Bruder ist nachweislich in der Normandie gefallen, aber das reicht mir in der Regel nicht. Wieso ich den Nachlass dennoch gekauft habe, will ich kurz erklären:
Die Papiere wurden im WAF angeboten und lagen dort recht lange überteuert rum. Ich hatte den Thread mal überflogen, die Urkunden aber recht schnell aus oben genannten Gründen als eher uninteressant für mich abgehakt. Nach ein paar Tagen stieß ich durch Zufall wieder auf den Verkaufsthread und schaute diesmal genauer hin. Da stachen mir Ortsangaben ins Auge, und es stellte sich sehr schnell heraus, dass die Brüder aus einem kleinen 500-Seelen-Ort namens Haag im Hunsrück kamen! Ich habe rund 10 Jahre lang regelmäßig im Hunsrück gejagt, Haag lag MITTEN im Jagdrevier und dort hatte ich meine Unterkunft! Nun gibt es mehrere Orte in Deutschland mit dem Namen Haag, aber es stand außer Zweifel, dass es sich um "mein" Haag handelte, da ein Nachkriegsdokument den Zusatz "Krs. Bernkastel" aufwies und b) ein Zugticket aus der RAD-Zeit eines der Brüder eine Zugfahrt von Trier nach Morbach angab. Morbach ist der nächstgrößere Ort, ca. 6km entfernt.
Als ich mir all dieser Tatsachen bewusst war, rief ich schnell einen befreundeten Jäger, der aus Haag stammt und dort auch wohnt, an und fragte ihn, ob ihm der Name Ertz bekannt sei. Er sofort und als ich ihm die Geschichte erzählte, sagte er sofort, dass er Clemens (116. PD) noch kannte, dieser aber Anfang der 1990er Jahre verstorben sei. Das machte die ganze Sache für mich natürlich nochmal interessanter! Ich schrieb den Verkäufer der Papiere an, konnte den Preis auf ein erträgliches Maß drücken und schlug kurzerhand zu.
Nun bin ich im Besitz dieser Papiere und sehr glücklich darüber, mittlerweile nicht mehr nur wegen des persönlichen Hintergrunds, sondern weil ich den Nachlass auch für militärhistorisch sehr interessant halte und er das Unglück, das der Krieg über Familien weltweit brachte, deutlich macht, denn schließlich kehrte einer der Jungs nicht zurück zu seinen Brüdern.
Ich habe die Hintergründe der Papiere noch nicht intensiv recherchiert, das mache ich noch, daher hier erstmal nur eine Kurzvorstellung:
Der erste Bruder, Clemens, war bei den Panzeraufklärern der 16. PzGren.Div, später 116. PD, und erwarb an der Ostfront zusätzlich zum bereits in der Heimat verliehenen Schutzwall-Ehrenzeichen mehrere Auszeichnungen:
- KVK 2. Klasse mit Schwertern
- EK 2
- VWA schwarz
- Winterschlacht im Osten
Für diese Orden liegen Urkunden vor. Laut Soldbuch war Clemens auch Inhaber aller drei Kraftfahrbewährungsabzeichen, die Papiere hierzu sind aber leider verschollen oder zumindest nicht Teil der Gruppe. Das Soldbuch selbst ist komplett und enthält ein schönes Foto von Clemens in Panzer- oder Stug-Uniform, ist allerdings deutlich geschleppt und teilweise entnazifiziert (der Einband komischerweise aber nicht).