Ich möchte mal wieder die Gelegenheit nutzen ein Modell vorzustellen das eher ein Schattendasein führt zumal es nie in nennenswerter Anzahl in einem großen europäischen Konflikt eingesetzt wurde. Das preuss. Infanteriegewehr 1839 war der Nachfolger der Steinschlossmuskete M.1809 (Scharnhorstgewehr) sowie dessen perkussionierter Variante 1809/12 UM. Beim Gewehr 1839 handelte es sich ursprünglich um eine Perkussionsflinte mit glattem Rohr und einfachem Standvisier. Im Gegensatz zum 1809 verfügte das M.1839 über eine Patentschwanzschraube, welche die Wartung des Rohres wesentlich erleichterte.
Als sich der Krimkrieg abzuzeichnen begann und auch Preussen befürchtete in diese Auseinandersetzung hineingezogen zu werden, gelangten die eigentlich bereits veralteten Vorderlader in letzter Sekunde doch noch zu späten Ehren. Man verpasste ihnen einen gezogenen Lauf für das Expansionsgeschoss nach Minie, sowie ein recht kompliziertes, verstellbares Schiebevisier.
Man muss bedenken, dass zu diesem Zeitpunkt bereits das Dreyse Zündnadelgewehr M.41 in den Arsenalen lag und 1848 auch bereits während der Revolutionswirren seine ersten Einsätze hatte.
Da jedoch die Produktionszahlen der neuen Hinterlader weit hinter
den Erwartungen hinterherhinkten, entschlossen sich konservative Kreise im preuss. Stab zur Aptierung der alten glattrohrigen Musketen um die preussische Armee zumindest mit leistungsfähigen Vorderladern auszurüsten. Es wurden jedoch nicht nur Gewehre M.39 aptiert sondern - in gleicher Weise - auch die alten Gewehre UM 1809. Bekanntlich wurde Preussen nicht in den Krimkrieg verwickelt und rüstete seine Armee in Folge vollständig mit den Dreyse-Waffen aus.
Die aptierten Gewehre wurden teilweise an die Landwehr abgegeben und erlangten vereinzelt im Krieg 1870/71 noch eine gewisse Bedeutung in den rückwärtigen Bereichen wie dem Train bzw. bei der Bewachung von Gefangenen.
Der größte Teil der Waffen wanderte jedoch - wie die 1809´er - in den amerikanischen Bürgerkrieg und wurde dort restlos aufgebraucht. Infanteriegewehre 1839 im nicht aptierten Zustand mit glattem Rohr sind heute eine echte Rarität und wohl an einer Hand abzuzählen.
Das hier gezeigte Gewehr gehört "leider" auch zu den aptierten Stücken. Es wurde 1848 als eines der letzten überhaupt in Danzig hergestellt und 1856 (also im letzten Jahr des Krimkrieges) auf das System Minie aptiert. Verm. hat auch dieses Gewehr die Zeit bei einem Landwehrregiment überdauert und ist so den amerikanischen Aufkäufern entgangen - welche sich zumeist in den großen staatlichen Arsenalen bedienten. Der Zustand - insb. auch das Laufinnere - kann als sehr gut bezeichnet werden. Sehr wahrscheinlich wäre selbst ein scharfer Schuss kein Problem.